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Judas

Die Geschichte wiederholt sich. Als junger Bursche erlebte der Schreiber dieser Zeilen die heutigen Ereignisse. 1956 hatten die sowjetischen Machthaber eine Marionettenregierung in Ungarn eingesetzt, die sie angeblich um Hilfe bat. Und sie haben „geholfen“. Sie schickten ihre Panzer und Kanonen ins Land, um das inzwischen von ihnen gesäuberte Land zu „befreien“. Die aufständischen Bürger hofften auf Hilfe aus dem Westen, die nicht kam, nicht kommen konnte. Ein Eingriff hätte wahrscheinlich einen Weltkrieg ausgelöst. Da die Waffen zur Verteidigung von Ungarn unzureichend waren, konnte der Aufstand von den russischen Aggressoren blutig niedergeschlagen werden. Heute erleben wir die gleiche Situation, Putin hatte die Lektion aufmerksam gelernt. Auch heute ist es unmöglich, der Ukraine militärisch zu helfen, der krankhafte Gesichtsausdruck des russischen Präsidenten bei der Drohung mit einem Atomkrieg lässt die Welt erzittern. Doch einige Länder haben eine schwache Lösung gefunden, der bedrohten Ukraine zu helfen: sie wollen Waffen liefern, wohlverstanden Verteidigungs- keine Angriffswaffen. Und da geschieht etwas Unerhörtes. Viktor Orbàn, der schräge Herrscher Ungarns, verbietet es, diese Lieferungen durch sein Land zu fahren. Welch mieser Verrat an einem in grosse Not geratenen Nachbarn! Hat er die Aggression der Sowjets in 1956 aus dem Gedächtnis getilgt? Küsst er dem lieben Putin … die Füsse? Ich schäme mich, dass mein Geburtsland von einem solchen Judas gelenkt wird. Mögen sich die Bürger bei den nächsten Wahlen an diesen Verrat erinnern. Man sollte eine Kollekte veranstalten, denn kämen dabei mehr als dreissig Silberlinge zusammen, liesse sich Orbàn vielleicht umstimmen.