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Vorurteile

Stolz, unserer geistigen Freiheit bewusst, geben wir uns der Illusion hin, im Urteil frei zu sein, wahr und unwahr fehlerfrei unterscheiden zu können und sicher durch den Irrgarten der falschen Meinungen zu wandern. Die Extremisten unter uns fühlen sich sogar berechtigt, für ihre Überzeugung alle zu töten, die anders denken als sie. Doch unser Glauben an das Wahre entpuppt sich als eitle Einbildung. Wissenschaftler haben neuerlich feststellen können, was schon früher vermutet und hypothetisch ausgesprochen wurde, dass wir nämlich nur das glauben, was wir wollen. Es ist nicht «die Wahrheit», die unsere Überzeugungen prägt, sondern das Menu, das wir von der Speisekarte der möglichen Gänge auswählen. Der Begriff «vorgefasste Meinung» ist keine leere Floskel, sondern jenes Kriterium, das für unseren Glauben aller Prägung verantwortlich ist. Wir suchen uns Informationen aus, nicht etwa, weil sie wahr sind, sondern weil sie unsere Überzeugungen bestätigen. Vorurteil durch Bestätigung, nennt das einer der Forscher, der das Phänomen untersucht hatte. Deshalb wird es nie möglich sein, dass
• In einer Diskussion die Kraft der Argumente siegt
• In Glaubensfragen die offensichtlichen Widersprüche die Meinungen ändern
• Die Kardinäle und ihre Nachahmer durch das Fernrohr Galileo Galileis schauen
• Die Esoterik ausstirbt
• Ein Fussballspieler zugibt, dass er im Abseits stand
• Ein Fussballspieler zugibt, dass er eine Schwalbe produzierte
• Ein Anwalt schweigt, statt Fakten zu verdrehen
• Im Himmel das Halleluja einstimmig gesunden wird
• …….
Ist unter diesen Umständen ein Opfer für den Glauben gerechtfertigt?