Das ewige Leben
Gibt es ein ewiges Leben? Ja, aber nur für ein einziges Phänomen: die Korruption. Die Mühen des Sisyphos haben mehr Aussicht auf Erfolg als der Kampf gegen die Korruption. Denn ihre Eltern sind Götter: Selbstsucht und Habgier. Eine Enzyklopädie der Korruption wäre so umfangreich, dass sie Bibliotheken füllen könnte. Es ist schon beinahe peinlich, wenn man heutzutage bei Wahlkämpfen die Versprechen der Politiker hört, sie werden (endlich und für immer!) die Korruption ausmerzen. Es war an der Zeit, denken die Bürger und wählen diese Reinen zu ihren Führern. Und wie geht es weiter? Die Neuen bekämpfen nicht die Korruption, sondern jene, die gegen die Korruption Krieg führen. Praktisch ausnahmslos. Die Türkei, Brasilien, Die USA, Russland ….
Ein Beispiel aus alten Zeiten. Die Augures, jene Priester in der römischen Republik, die aus dem Vogelflug und später aus der Konstellation der Eingeweiden von Opfertieren den Willen der Götter erkundeten und kundtaten, waren für Bestechung empfänglich. Waren generöse Geldgeber an ihrer Meinung interessiert, so konnte der Wille der Götter den Bedürfnissen der Geldgeber angepasst werden. Unerwünschte Gesetze konnten so verhindert werden, indem erklärt wurde, die Auspizien seien für die Verfolgung der Geschäftsverordnung an einem bestimmten Tag ungünstig. Das Traktandum wurde auf diese Weise von der Tagesordnung abgesetzt.
Eine kleine Hausaufgabe für die Leser dieser Zeilen: finden Sie fünf ähnliche Beispiele aus unseren Tagen. Sollten Sie für die Lösung dieser Aufgabe mehr als zwei Minuten benötigen, so lesen Sie keine Zeitungen.