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Noblesse oblige

Die beschämende Hybris der oberen Gesellschaftsschichten in vielen Gebien der Welt scheint unausrottbar zu sein. So hat mir kürzlich der Direktor eines Fünfsternhotels in der Schweiz berichtet, dass ihm ein indisches Ehepaar den Handschlag verweigert hatte mit der Begründung, er gehöre einer tieferen Kaste an als sie. Da kommt mir eine Episode aus 1913 in den Sinn. In der Stadt Kohat, die bis 1947 zum britisch-indischen Empire gehörte, fiel das Kind eines reichen Hindu in einen Brunnen und ging unter. Die verzweifelte Mutter sah nach Hilfe Ausschau, fand jedoch in der Nähe nur einen Mann, der zu der untersten Kaste gehörte. Dieser hatte sich anerboten, in den Brunnen zu steigen und das Kind zu retten. Die Mutter lehnte ab; sie zog es vor, ihr Kind sterben zu lassen als ihren Brunnen durch einen Ausgestossenen verunreinigen zu lassen.