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Der geknebelte Rebell

Wurde einer im Jahre 1600 auf Geheiss der mächtigen Inquisition der katholischen Kirche, die eine solide politische Macht zur Verteidigung der Glaubensinhalte ausübte, auf den Scheiterhaufen geschickt, dann können wir daraus schliessen, dass er die kirchliche Doktrin verletzt hatte. Wurde ihm auf dem Weg zur Hinrichtung der Mund verbunden, dann kann man annehmen, dass seine Henker es vermeiden wollten, dass er zu den Schaulustigen sprach, die am Autodafé teilnahmen, weil sie genau wussten, dass seine Botschaft provokatorisch gewesen wäre.
Wurden nach zwei Jahrhunderten in Erinnerung an dieselbe Person Statuen errichtet, dann können wir daraus schliessen, dass er in der Geschichte tiefe Spuren hinterlassen hat.
Giordano Bruno war, wie alle Rebellen, eine unbequeme Persönlichkeit. Der Umstand, dass er Mitglied des Dominikanerordens war, hat ihn nicht daran gehindert, die Tragsäulen des christlichen Glaubens zu erschüttern. Der junge Ordensmann hatte alle Bilder der Heiligen aus seiner Zelle verbannt und er hatte es abgelehnt, Maria zu verehren. Mit den Jahren haben sich seine Ansichten radikalisiert. Auf seiner black-list wurden die Dreifaltigkeit, die Transsubstantiation, die göttliche Natur Jesu und andere Dogmen aufgeführt. Als er aus dem Kloster floh, warf er zuerst das Werk des heiligen Hieronymus in die Latrina, die von diesem Theologen bearbeitete Bibelfassung, die so genannte „Vulgata“ war.
Er hatte es nach seiner Erfahrung als katholischer Mönch auch mit dem Kalvinismus und mit dem Protestantismus versucht, doch all das hatte seine Abneigung gegen den Glauben nur verstärkt. Verfolgt, stets auf der Flucht, irrte er in ganz Europa umher und träumte ständig von einem Lehrstuhl, ohne je eine Berufung erhalten zu haben, ausgenommen für eine sehr kurze Zeit in Toulouse. Er liess sich in Venedig nieder in der falschen Überzeugung, hier vor der Verfolgung durch Rom in Sicherheit zu sein, wurde jedoch verraten und ausgeliefert. Er schmachtete während sieben Jahren im Gefängnis, bevor ihm der Prozess gemacht und er zum Tode verurteilt wurde. Seine humanistischen Ideen haben jedoch viele hochstehende Persönlichkeiten beeinflusst.
Giordano Bruno hat einen ausserordentlichen Mut an den Tag gelegt, als er gegen die kirchliche Autorität auftrat. Seine Philosophie hatte sich nicht auf die Kritik der religiösen Lehren beschränkt. Er hatte eine Form von Pantheismus gelehrt, bekämpfte die Lehre Aristoteles’, hat die kopernikanische Theorie bejaht, hat eine äusserst wirksame Technik der Gedächtnisübung entwickelt. Natürlich wurden nicht alle seine Ideen durch die Entwicklung der Wissenschaften bestätigt. Einige, wie das Konzept der unendlichen Universe sind lediglich Spekulationen wie jene seiner Gegner. Sein schwieriger Charakter hat ihm auch viele Feinde beschert. Er war eine umstrittene Persönlichkeit, die man sich nicht unbedingt als Nachbar wünscht.