Schadenersatzforderungen

Die Amerikaner haben die Unsitte, alles in den Dienst ihrer Geldgier zu stellen. Auch die Rechtsprechung. Hier kann man eine lange Liste absurder Gerichtsentscheide aufführen, die kausale Zusammenhänge dort herstellen, wo diese nicht vorhanden sind und so Verantwortlichkeiten postulieren, die hohe Schadenersatzforderungen rechtfertigen. Die Mode in Europa, die Amerikaner nachzuäffen führt dazu, dass eine wachsende Anzahl unsinniger Ansprüche auf Schadenersatz immer öfter die Gerichte beschäftigen. Ein Golfspieler etwa, der von einem Ball am Kopf getroffen wurde und an der Unterlippe blutete, klagte nicht nur den Spieler an, sondern auch den Betreiber und Erbauer des Golfplatzes und verlangte insgesamt 500’000 Franken Genugtuung und Schadenersatz für erlittenes Unrecht. (NZZ, Freitag, 15. Juli 2016, S. 18). Der Geschädigte erwähnte aber nicht, dass er es nicht abgewartet hatte, bis der «fehlbare» Spieler den Schlag ausgeführt hatte, wie dies die auf allen Plätzen herrschende Golf-Etikette verlangt. Seine Klage hätte aber ausgeweitet werden müssen: auf den Hersteller des Golfballs, denn dieser war so hart, dass er eine Verletzung herbeiführen konnte, (vielleicht könnte der Mann in der Zukunft mit Ping-Pong-Bällen spielen!), auf die Schlägermarke, denn schliesslich war der Golfschläger, der zuletzt den Ball berührte und auf den Platzwart, der durch seine Arbeit zum Mittäter wurde.
Dagegen ist die Forderung einer Transsexuellen, die Kosten ihrer, nach der Operation durchgeführten Depilation in der Höhe von 43’000 Franken durch die Krankenkasse bezahlen zu lassen, eine echte Bagatelle. Das Waadtländer Kantonsgericht hat zwar die Forderung abgewiesen, verurteilte allerdings die Krankenkasse dazu, die in Thailand ausgeführte Operation des Geschlechtswechsels in der Höhe von 26’000 Franken zu bezahlen. (Corriere del Ticino, 15. Juli 2016, S. 5). Die Erfüllung persönlicher sexueller Anlagen darf doch nicht von der Allgemeinheit in Frage gestellt werden. Im Schlepptau dieser Regelung könnte die Krankenkasse auch die Bordellkosten einer sexhungrigen Person übernehmen. Wen interessiert hier schon der Umstand, dass unsere Prämien jährlich enorm ansteigen?