back 

Credo in …

An was glaube ich eigentlich? An einen Schöpfergott, der von den Religionen vermarktet wird? Nein, das nicht. Ihn lasse ich allen geistig Bedürftigen. Also an was (oder wen)? An etwas Unfassbarem, Unmenschlichem, wie es Einstein oder Federico Faggin taten. Glauben ist nicht Erkennen. Doch beide sind in den Nebel gehüllt. ‚Glauben’ ist eine willkürliche, der Vernunft unzugängliche Attitüde. 

Wie steht es aber mit dem ‚Erkennen’ aus? Schauen wir uns doch den Wert unserer Erkenntnis der Welt an! Hat doch bekanntlich das Lobby der Denker, Philosophen und Psychologen genannt, insistiert, wir würden die wirkliche Welt unmöglich erkennen. Zwar wird gerne behauptet, Kant wäre der Vater des Erkenntnismangels, doch man vergisst gerne seine Vorgänger. Platon etwa. Seine Schatten an der Höhlenwand sind keine ‚Wirklichkeit’. Oder Thomas von Aquin. „Quidquid recipitur, ad modum recipientis recipitur.“ Wir ‚sehen’ nicht, wir erschaffen Bilder. Und die Nachfolger Kants? Bohr, Heisenberg, Einstein, Hawkins, Freud und andere. Haben sie nicht die Grenzen unserer Erkenntnismöglichkeiten aufgezeigt? 

Einstein fand eine Definition des Glaubens; er nannte ihn „das Mysterium des Unverständlichen“. Also geht es um das Nicht-Verstehen der Wirklichkeit. Wir leben mit Scheuklappen. Wohl. Die Dinge in der Welt werden von unserem Gehirn geschaffen. Und nicht nur die. Gott auch. Doch etwas hat sich geändert. Für Jahrhunderte waren die Hüter Gottes Priester aller Couleuren; heute beschäftigt Gott mehr die Physiker als die Priester. Die Physiker stellen Fragen und staunen; die Priester erfinden unbeholfene, handgefertigte Antworten und meinen, die Wahrheit zu kennen. 

Ich vergleiche Gott mit einem ‚schwarzen Loch’, das alles aufsaugt und nichts entweichen lässt. Damit ist schon seine Tätigkeit erschöpft. Unsere auch. Mehr können wir über ihn nicht sagen. Freidenker sind nicht nur Atheisten. Auch Agnostiker gehören in diese Kategorie. Sie sind bescheidener als Atheisten, die bekanntlich nicht beweisen können, dass Gott nichtexistiert.  Wie gesagt können wir ihn nicht erkennen. Erahnen ja. Aber das ist keine gesicherte Erkenntnis. Gott ist ein Enigma. Ohne Formen, ohne Farben, ohne Musik. Wir versuchen zwar, über ihn Herr zu werden, doch das misslingt uns gründlich. Wir versehen ihn mit Eigenschaften, doch da wir nur unsere eigenen Eigenschaften kennen, kleiden wir ihn in menschliche Lumpen. Wir machen ihn zum ‚grossen‘ Menschen nach unserem eigenen Vorbilde. (Gruss an die Herren Feuerbach und Nietzsche). Die Gläubigen lassen ihn in machtloser Unbeholfenheit in diese Welt treten, als seinen eigenen Sohn, verstossen ihn, töten ihn und merken nicht, dass sie nicht ihn, sondern etwas in uns getötet haben. Gott betrifft das alles nicht. Er bleibt uns unbekannt, nicht-bekannt, ein ‚Mysterium‘. Und das Unbekannte erweckt in uns Angst. Im Koran steht ein denkwürdiger Satz: Gott erschuf den Menschen, damit er (der Mensch) ihn (Gott) fürchte. Die Sure reizt zu Witzeleien, doch der Mensch erfüllt dadurch nicht einen Wunsch Gottes, sondern erlebt seine eigene Psyche. Das schwarze Loch flößt uns Angst ein. Ich plädiere nicht für die Angst, sondern für Zuversicht. Gott lässt uns sein, wie wir sind. Er ist kein Ethiker, er erlässt keine Gesetze, die wir übertreten können. Ethik ist eine Erfindung der menschlichen Friedfertigkeit. Wo aber keine Gesetze herrschen, keine Leitplanken den Weg eingrenzen, gibt es auch kein Vergehen, keine Sünde und keine Strafe, keine Unterwelt, kein Kerberos, keine Hölle also, (selbst wenn ich einige Menschen gerne in der Hölle schmoren ließe). Vielleicht kann man spüren, dass wir ein Teilchen des Ganzen sind, des Universums, von Gott.