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Die saubere Lösung

Die Zeitungen berichten über eine neue Errungenschaft der Forschung: dank Fortschritten der Reproduktionsmedizin dürfte es bald möglich sein, Kinder aus abgewandelten Hautzellen zu zeugen. Dadurch wird der Geschlechtsakt überflüssig, die Kinder werden nicht mehr im Bett, sondern in der Petrischale gezeugt.
Grossartig! Ich höre das Te Deum im Vatikan. Endlich einmal sind die alten Eunuchen mit der Wissenschaft zufrieden. Fertig mit dem schmutzigen Geschäft der Kopulation, fertig mit dem Lustgeschrei beim Orgasmus. Der Heilige Augustinus wurde erhört. Nachdem er in jungen Jahren die Freuden des Geschlechtsaktes genossen hatte, wurde er im Alter einsichtig und hätte gerne Gottes Schöpfungsordnung umgestellt und den Menschen nach der Art der Landwirte mit der Hand ausgesät. Nun hat man also eine Mittellösung gefunden.
Die neue Fortpflanzungsart hat auch praktische Auswirkungen auf die Seelsorge. Bekanntlich sind die Berufungen zum Priestertum rückläufig. Da aber der Löwenanteil der Beichten von Vergehen gegen das sechste Gebot beherrscht wird und die Beichte deshalb viel Zeit in Anspruch nimmt, sind die wenigen verbleibenden Beichtväter immer stärker unter Zeitnot. Die neue Zeugungsmethode bedeutet also eine grosse Entlastung in den Beichtzimmern. Die Gefährdung durch Burnout bei den Geistlichen ist damit erheblich gemildert.
Allerdings besteht die Gefahr, und die Moraltheologen sind sich dessen voll bewusst, dass einige Unverbesserliche weiterhin Freude am sündigen Geschlechtsakt finden und sich ohne Zeugungsabsicht in den Armen liegen. Das Fortbestehen des Verbots von Empfängnisverhütung erweist sich als zu wenig wirksam, um solche Übertretungen zu verhindern. Der Vatikan wünscht sich sehnlichst von der Wissenschaft die Entwicklung eines immunisierenden Abwehrmittels gegen solche Perversität.