Aus Fehlern lernt man. Selbst Gott
Lieber Onkel Habakuk. Bitte grolle mir nicht, weil ich Dir so lange nicht geschrieben habe. Ich war auf einer langen Reise und kam erst kürzlich wieder nach Hause. Jetzt will ich Dir über meine Erlebnisse berichten. Letzthin konnte man in den Zeitungen lesen, die Astronomen hätten zwei entfernte Planeten entdeckt, auf denen die Bedingungen für die Entwicklung von Lebewesen denen auf der Erde gleichen würden. Sogar Menschen könnte es dort geben, hiess es. Was lag da näher auf der Hand, als dorthin zu reisen und die Sache zu überprüfen? Ich flog also los, musste mich aber beeilen, damit ich die grosse Distanz in vernünftiger Zeit hinterlegen konnte. Ein gescheiter Mensch namens Einstein hatte einmal ausgerechnet, die höchst mögliche Geschwindigkeit wäre jene des Lichtes, denn wer schneller flöge, würde in der Zeit rückwärtsgehen und jünger werden. Nun, ich flog also mit Lichtgeschwindigkeit und war nach einer langen, ermüdenden Reise an mein Ziel angekommen. Ich landete sanft an einer Meeresbucht und war von der Schönheit dieser Gegend überwältigt. Ein mildes Licht verzauberte die Welt, die in stillem Frieden lag. Ich zog los, um diese Landschaft zu erkunden. Nach einem Tagesmarsch gelangte ich in eine Oase. Wie war ich überrascht, als ich plötzlich menschliche Stimmen hörte! Etwas verängstigt näherte ich mich im Schutz der Gebüsche den Geräuschen. Schliesslich erblickte ich sie, die Bewohner dieses Planeten; sie waren Menschen wie wir hier auf Erden. Männer, Frauen und Kinder, alle jung und gesund und alle nackt. Sie plauderten, lachten und sonnten sich fröhlich. Sollte ich aus meinem Versteck hervorkommen? Als ich das erwog, sah ich plötzlich einen Tiger auf mich zukommen. Zu Tode erschreckt lief ich aus dem Gebüsch auf die Menschengruppe zu. Sie erblickten mich und liefen mir lachend entgegen. Ich befürchtete das schlimmste, doch wie war ich erleichtert, als ich merkte, dass sie mir nichts Böses antun wollten. Sie begrüssten mich herzlich und bewirteten mich fürstlich. Hinter dem kleinen Palmenhain erblickte ich eine unglaubliche Szene. Da war der Wolf zu Gast bei dem Lamme und der Panther lagerte beim Böcklein. Kalb und Jungleu weideten beieinander, und ein kleiner Knabe leitete sie. Kuh und Bärin waren befreundet, und ihre Jungen lagerten zusammen; der Löwe frass Stroh wie das Rind. Der Säugling spielte an dem Loch der Otter, und das kleine Kind streckte die Hand nach der Höhle der Natter aus. Nichts Böses und nichts Verderbliches tat man auf dem ganzen heiligen Ort. (Jesaja 11. 6-9) Meine Sorge verflüchtigte sich und im gleichen Masse erwachte meine Neugier. Wo bin ich hier? fragte ich meine Gastgeber. Im Paradies der Schöpfung, erklärten sie mir. Im Paradies? Ja wurdet ihr nicht vertrieben, wie wir auf der Erde? Warum sollten wir vertrieben werden? Uns wurde verboten, von der Frucht des Apfelbaumes zu essen. Habt ihr euch nicht daran gehalten? Nein, wir assen davon und wurden vertrieben und bestraft. Hat euch Gott nicht verboten, etwas zu essen? Doch, doch, aber wir hielten uns an seine Vorschrift. Und ihr habt nicht vom Apfel gegessen? Apfel? Nein. Uns hat er verboten, Disteln zu essen. Es grüsst Dich herzlich Dein Neffe Ibrahim