HAUPTSACHE, WIR GLAUBEN ES …
Anfang Dezember 1978 fand in Barcelona ein internationaler Kongress statt. Zu den wichtigsten Stars gehörten der Phantomologe John J. Cutten, der Vampirologe Bernard Davis, die britische Hexe Patricia Crowther aus Yorkshire und die französische Krisallkugelexpertin Lena de Saint-Clair. Misters Crowther erläuterte den 300 Teilnehmern die Geheimnisse von Mondritualen und Trancezuständen, Madame de Saint-Clair hielt Kurse im Handlesen und Hellsehen mittels Kristallkugeln und lehrte die Kunst, in die Zukunft zu blicken. Da war einiges los. Hexensabbat, nächtliche Flüge, Metamorphosen sorgten für spannende Unterhaltung. Große Beachtung fanden die Erklärungen des Vorsitzenden an einer Pressekonferenz. Felix LLauge, so hieß der ehrenwerte Kongresspräsident, erklärte den Medien, die Spezialisten wollten Europa klarmachen, dass ihre Religion – sic! – älter als das Christentum sei und alle Verfolgungen von seiten der offiziellen Religionen und Diktaturen überstanden habe. Die Hexerei sei mit der Befreiung des Menschen – hört, hört! – eng verbunden.
Wer sich jetzt ein süffisantes Lächeln erlaubt, möge sich fragen, warum der Glaube dieser Okkultisten weniger ernst zu nehmen ist als jener an Jahwe, Allah und Dreifaltigkeit, an Hölle, Fegfeuer, Paradies, Auferstehung, Gesetzestafeln, das Buch Mormon, Feuerzungen und andere Inhalte.
Ich weiß wie die Antwort lautet: „weil mein Glaube eben wahr ist“.