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DER TANZ MIT DEM TEUFEL

Vor 50 Jahren, am 23. Juni 1960, brachte die Post ein an mich und an meinen Bruder adressiertes kleines Paket. Neugierig öffnete ich die Sendung, es war nicht alltäglich, dass wir etwas per Post erhielten. „Der Tanz mit dem Teufel“ stach mir der Titel eines Buches ins Auge. Der Autor hieß Günther Schwab. Dazu ein Begleitbrief. Ein Freund meines Vaters, der kurz zuvor bei uns auf Besuch war schickte uns dieses Werk „als Erinnerung an die schönen Tage, die ich in Weinfelden verbracht habe“. Er wies darauf hin, dass der Autor ein Rufer in der Wüste war, der nur von wenigen ernst genommen wird.
Noch bevor ich das Buch aufgeschlagen habe, ließ ich den Teufel vor meinem geistigen Auge auftreten. Elegant, im Frack, die Hufen wie Lackschuhe poliert, der Rücken stelzengerade, der Kopf hochgeworfen, der Blick nach vorne gerichtet wartete er auf den ersten Takt, um mit seinem Tanz zu beginnen. Welchen Tanz wollte er aufs Parkett legen? Ein Englisch-Walzer, ein Tango vielleicht, oder gar ein Rock `n` Roll? Bei diesem Gedanken war es mir ein wenig unheimlich. Wer sollte der Tanzpartner des Teufels sein? Mir kam Dorian Gray in den Sinn, der sich mit ihm eingelassen hatte, um das Nachhaltige mit dem Flüchtigen zu tauschen, wie Esau sein Recht der Erstgeburt an seinen Bruder Jakob gegen einen Teller Linsen verhökert hat. Das Bild des Buchtitels fand ich anregend, so musste wohl auch der Inhalt sein.
Es war für mich eine Enttäuschung. In Romanform wurde die Zerstörung der Umwelt beschrieben. Durch unsere Technik, unsere Lebensweise, unsere Rücksichtslosigkeit der Natur gegenüber. Dieser „Rufer in der Wüste“ schrie: trägt der Natur Sorge, sonst geht sie zu Grunde und die Menschheit mit ihr.
Ich sperrte mich gegen diese Ermahnung. Der Autor schien mir ein Konservativer, der die Errungenschaften, ja die Wohltaten der Technik nicht anerkennen wollte. Da waren mir jene wie Dennis Gabor lieber, die in der Technik die Befreiung sahen, die Mutter zukünftiger Muße, die Erlösung von niedriger Arbeit, um die wachsende Freizeit für gute Zwecke nützen zu können.
Frag mich nicht, wie ich heute über dieses Problem denke! „Der Teufel“ hat uns herumgezwirbelt, es ist uns schwindlig geworden und wir sind unfähig, die Zerstörung aufzuhalten. Schade, dass es in der Wüste keine Ohren gab, die hören wollten.